
DER PFAD
Zuerst sehen wir
das äußere Licht, dann
dasjenige in unserem Inneren, und erst nachdem wir
die »Fackel« entzündet haben, können wir Licht
ausstrahlen.
Agni Yoga, Herz 38

Der Sonnengott Mithras tötet den Stier
Mysterienkult mit Ursprung Persien/Indien.
Relief aus dem 2. Jhd. vor Christus.
British Museum, London
Die irdische
und die göttliche Natur
des Menschen
Jeder Mensch befindet sich auf einer verborgenen Reise. An einem bestimmten Punkt verliert die materielle Welt ihren Reiz und unsere Seele beginnt, auf eine Rückkehr zu drängen. In biblischen Worten ist es die Heimkehr des verlorenen Sohnes.
Der Weg ist so alt wie das Universum selbst. Es ist stets EIN WEG, dem verschiedene Namen gegeben wurden, und dessen Spuren wir in allen Weltreligionen finden. Stufe um Stufe führt dieser Weg hinauf bis zu dem Punkt, wo Licht von unserem Wesen ausstrahlt und wir Mitarbeiter der höheren Welten werden.
Unsere Seele ist göttlichen Ursprungs und unsterblich, während unser Körper das vergängliche Gefäß für unsere Seele ist, das uns hilft, Erfahrungen und Erkenntnisse auf Erden zu sammeln.
Diese Doppelnatur des Menschen sehen wir unter anderem in antiken Darstellungen oder Erzählungen aus der Bibel und des Altertums. Der höhere Aspekt der Seele wird als Mensch dargestellt, der niedere Aspekt der ungezähmten Persönlichkeit als Tier.
Im Gegensatz zu den antiken, oftmals martialischen Darstellungen des Ringens zwischen Geist und Materie, zwischen Seele und Körper, oder auf der psychischen Ebene zwischen dem göttlichen und dem tierischen Anteil im Menschen – wie wir sie beispielsweise im Mythos von Herkules finden – ist das Verhältnis zwischen Seele und Persönlichkeit im Wassermannzeitalter von freundlicher Kooperation geprägt. Es geht nicht darum, die Persönlichkeit zu unterdrücken, sondern Freundschaft mit ihr zu schließen. Freundschaft ist das Schlüsselwort des Wassermannzeitalters. Die Umwandlung der Persönlichkeit geschieht durch eine vollkommene Ausrichtung auf unser höheres Selbst.
Der Weg durch 3 Hallen
Der Weg eines jeden Schülers führt durch 3 Hallen
• Die Halle der Unwissenheit
• Die Halle des Lernens
• Die Halle der Weisheit
Bevor ein Schüler in die Halle der Weisheit eintreten kann, muss er zunächst durch die Halle des Lernens gehen. Lernen heißt, ein ethisches Leben zu führen und seine Persönlichkeit zu veredeln.
Weisheit entfaltet sich nur in reinen Gewässern – symbolisiert im Lotus, der über den Wassern der Emotionen steht und auf das Licht ausgerichtet ist. Die Entfaltung der Lotusblätter geschieht von innen nach außen. Auch Weisheit kommt von innen und verströmt sich nach außen.

Raja-Yoga
Yoga ist die älteste Wissenschaft vom Menschen und existierte bereits lange vor Patanjali, der ihn vor mehr als zehntausend Jahren neu systematisierte. Yoga bedeutet hier Raja-Yoga und bezieht sich auf das Denken. In acht Schritten führt der Yoga-Pfad zur Vervollkommnung.
Die acht Schritte
des Raja-Yoga-Pfades
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Yama
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Niyama
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Asana
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Pranayama
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Pratyahara
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Dharana
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Dhyana
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Samadhi
Die acht Schritte des Raja-Yoga-Pfades...
Der Weg von Außen nach Innen
Jede Rückkehr bedeutet einen Wendepunkt.
Dazu bedarf es einer inneren Entschlossenheit.
Die 1. Sutra lautet daher:
In allen Philosophien und Religionen kommt der ethischen Lebensführung eine grundlegende Bedeutung zu. Sie führt zu Reinheit in Gedanken, Worten und Handlungen und stellt eine höhere Ordnung in uns her.
Die ersten vier Stufen des Yogapfades ermöglichen uns, ins Herz zu gelangen. Es ist bezeichnend, dass der Weg nur über das Herz führt.
Nun beginnt die Unterweisung im Yoga

Ein reines Denken
schenkt Zugang
zu den Tiefen
der Weisheitslehre.
Ist unsere Persönlichkeit gereinigt, kommt unser Denken zur Ruhe. Ein stabiles Denkvermögen (Asana) ist wie ein Spiegel, in dem sich das göttliche Licht widerspiegeln kann. Wird dieses Denken auf die Atmung ausrichtet (Pranayama), gelangen wir ins Herz und können dort die subtile Pulsierung (Pratyahara) wahrnehmen.
Über die weiteren drei Yoga-Schritte (Dharana, Dhyana und Samadhi) kann wenig gesagt werden. Es sind erweiterte Wahrnehmungen der inneren, feinstofflichen Welt bis hin zur Verschmelzung und Eins-Werdung mit der Seele und der Universalseele. Ein anderer Name dafür ist »unio mystica«.
Das Erbauen der 3 Brücken
Die Verbindung zwischen der äußeren (objektiven) und der inneren (subjektiven) Welt wird in der theosophischen Literatur als »Brücke« bezeichnet. In der Bibel findet sich das ähnliche Symbol der »Jakobsleiter«.
Die erste Brücke geht vom Solarplexus über das Herz zum Brauenzentrum. Es ist der höchste Punkt der integrierten Persönlichkeit.
Durch eine Öffnung in der Höhle des Herzens gelangt man in die Wirbelsäule und in weitere subtile Ebenen bis zum Ajna Zentrum. In den Schriften wird dies durch den sich in die Lüfte aufschwingenden Adler oder Garuda symbolisiert. Dies ist die zweite Brücke.
Von diesem Zentrum aus kann das Licht der Seele, auch Buddhi genannt, frei durch uns hindurchfließen. Unsere Persönlichkeit wird vollkommen von unserer Seele durchdrungen. Wir stehen im Licht der Seele und lassen dieses Licht durch uns in die Umgebung ausstrahlen.
Es existiert noch eine dritte Brücke zwischen der Seele und der Universalseele (Sanskrit: TAT). Diese höhere Brücke können wir nicht selbst erbauen. Sie entsteht durch die Gnade Gottes. Gott steigt in den Menschen herab und berührt ihn im Sahasrara-Zentrum. ER ist das Juwel in der Lotusblüte, besungen in dem Mantra »OM Mane padme hum«. Sind alle drei Brücken erbaut, manifestiert sich durch den Menschen Gottes Wille auf Erden. Solche Menschen bezeichnen wir als Gottessöhne. Ihr Leben erhebt und inspiriert die Menschheit.

Das Lehrerprinzip
Die Lehrer-Schüler-Beziehung ist so alt wie die Welt und findet sich überall in der Natur. Jeder Lehrer ist stets auch Schüler, denn auch er folgt einem Lehrer, der ihm auf dem Pfad voraus ging. Auf diese Weise existiert eine ununterbrochene Kette von Lehrern und Schülern von den höchsten bis in die niederen Ebenen des Bewusstseins.
Sobald wir uns nach innen wenden, um nach der Wahrheit unserer Existenz zu suchen, erhalten wir Hilfe auf der Seelenebene. Dies mag zunächst unmerklich geschehen, zum Beispiel in Form von guten Gedanken. Je mehr wir nach universellen Werten leben, desto mehr Licht strömt in uns ein. Es ist das brennende Herz, das uns zunächst in Berührung mit unserer inneren Führung bringt und gemäß der Zeit mit unserem geistigen Lehrer auf der äußeren Ebene.
»Drum folg dem Weisen nach, dem Tugendhaften, Graden, dem Edlen
folge wie der Mond den Sternenpfaden.«
Dhammapada, Glück 208

Hochachtung vor dem Lehrer
Ich erinnere mich an einen kleinen Hindu, der seinen Lehrer fand. Er wurde gefragt: »Wäre es möglich, dass die Sonne dunkel würde, wenn Du
sie ohne den Lehrer sehen würdest?«
Der Junge lächelte.
»Die Sonne würde die Sonne bleiben, aber in Gegenwart des Lehrers würden mir zwölf Sonnen scheinen!« »Indiens Sonne der Weisheit wird scheinen, weil am Ufer eines Flusses ein Junge sitzt, der den Lehrer kennt.
Aus »Shambala – Das geheime Weltzentrum im Herzen Asiens» von Nicolas Roerich
Braucht man einen Lehrer auf dem Pfad zur Wahrheit oder kann man den Pfad auch durch seinen eigenen Willen finden?
Den Pfad allein zu beschreiten ist schwer. Ein Lehrer schenkt Inspiration und Führung. Er kennt die Fallstricke, weil auch er den Pfad gegangen ist. Er lehrt, wie man das Licht sieht und wie man sich in der Dunkelheit verhalten soll.
Selbst große Seelen wie Sokrates, Plato oder Pythagoras hatten ihre Lehrer. Oft spielt auch die Natur die Rolle eines Lehrers. Wir treffen unseren spirituellen Lehrer, wenn die Zeit dafür herangereift ist. Bis dahin sollte der Pfad der Weisheit, der von allen Lehrern gelehrt wird, der einzige spirituelle Lehrer sein. Wenn wir uns aufrichtig bemühen, das umzusetzen, was wir von den Lehren verstanden haben, erscheint der Lehrer in der äußeren Welt. Der richtige Lehrer kennt und findet unfehlbar seinen Jünger, während ein Jünger seinen geistigen Lehrer erst dann erkennen und finden kann, wenn er es ihm gestattet.
Einem Lehrer zu folgen bedeutet, den Lehren zu folgen. Ein Lehrer überlässt es dem Schüler, seine Anweisungen aufmerksam zu befolgen. Niemals übt er Kontrolle über seine Schüler aus, sondern achtet die Freiheit der Seele.
In der Tradition Asiens besteht das wertvollste Geschenk Gottes für einen echten Suchenden darin, dass ein Lehrer in seinem Leben erscheint. Eine wunderschöne Geschichte findet sich bei Nicholas Roerich (siehe im Kasten).
Die Meister der Weisheit
Das Wissen um die Meister der Weisheit ist in Asien durch die Jahrhunderte hinweg lebendig geblieben. Im Westen erfuhren die Menschen davon erstmals im heraufdämmernden Wassermannzeitalter durch die Werke von Helena P. Blavatsky, Helena Roerich und Alice A. Bailey an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Madame Blavatsky betonte immer wieder, dass das Wissen in ihren Schriften nicht von ihr stamme, sondern von zwei in Tibet lebenden Adepten und Angehörigen der Weißen Bruderschaft, die sie auch als »Meister der Weisheit« oder »Mahatmas« (mahā ātmā = große Seelen) bezeichnete.
»Jede Nation hatte Eingeweihte,
die den Menschen Inspiration geben, damit sie allmählich
zum rechtmäßigen Platz in der Schöpfung fortschreiten.«
K. Parvathi Kumar
Es gibt eine große Gruppe von Initiierten. Zuweilen spricht man auch von den »Älteren Brüder der Menschheit«, von Yogis oder einfach nur »Meistern«, die uns auf dem Pfad zur Erleuchtung vorausgegangen sind. Sie besitzen tiefe Kenntnisse über die universalen Naturgesetze. Sie wissen um die den Menschen innewohnenden göttlichen Kräfte, aber auch um die Steine auf dem Weg und die Gefahren der Illusion.
Gemeinsam bilden sie eine geistige Hierarchie, den Kern einer allumfassenden Bruderschaft der Menschheit, die im Quell des Lichtes und der Liebe steht. Ihr Oberhaupt ist Christus, der Weltlehrer, im Osten Maitreya genannt. Sie haben die Verantwortung übernommen, der Menschheit zu helfen und sie von der Dunkelheit ins Licht zu führen.
Alle Meister arbeiten auf dieses Ziel hin. Sie heilen, lehren und dienen.

Nicholas Roerich, russischer Maler, Schriftsteller, Archäologe, Wissenschaftler, Reisender und Philosoph (1874 - 1947).
Shambala
In Shambala berühren sich Himmel und Erde.
Gemäß alten Überlieferungen ist dieser heilige Ort, an dem sich die sichtbare mit der unsichtbaren Welt vereint, der Wohnsitz von Sanat Kumara. Es gibt verschiedene Bezeichnungen für den Herrscher von Shambala, dem Herrn der Welt. In der Bibel ist er »Der Alte der Tage«, in den Puranen »Subrahmanya«. Er ist der Repräsentant des göttlichen kosmischen Willens. Die innere Regierung unseres Planeten liegt in seinen Händen. Er kennt den göttlichen Plan und lenkt die Evolution auf Erden.
Shambala, oder auch Shangri-La, wird in den nördlichen Gebirgsregionen des Himalaya in der Nähe der Wüste Gobi vermutet. Für das sterbliche Auge ist es unsichtbar. Nur reine Seelen haben Zugang zu dieser Stätte. Das Tor öffnet sich jenen, die auf den inneren Ebenen die Erlaubnis dazu erhalten. Zutritt wurde unter anderem dem russischen Maler und Wissenschaftler Nicholas Roerich gewährt. Viele seiner Bilder legen ein lebendiges Zeugnis davon ab.
Shasta ist ein weiterer Name für Sanat Kumara. Mount Shasta an der Westküste der USA wurde nach ihm benannt. Auch für Shambala existieren je nach Region unterschiedliche Namen wie Aryavartha in Indien, Hsi Tien in China oder Belovoyde in der Mongolei.
Weitere Einzelheiten finden sich auf WTT Global. Zur Ausrichtung auf Shambala gibt es das gleichnamige Buch
»Shambala«, erschienen im Dezember 2024.
Es gibt auch eine Facebook Seite WTT Shambala.